Murales von Diego Maradona in Napoli | Teil 1: Die Kunstwerke in der Stadt

Diego Armando Maradona ist in Napoli nicht nur Fußballlegende, sondern bis heute Teil des öffentlichen Lebens. In Gesprächen, auf Straßen und besonders an den Wänden. Nach seinem Tod 2020 erlebte die Stadt eine wahre Flut an Street-Art-Kunstwerken, die sein Leben, seine Erfolge und seine Verbundenheit mit Neapel würdigen.

In dieser mehrteiligen Serie nehmen wir euch mit auf eine Reise zu den beeindruckendsten Murales von Maradona, angefangen mit den Werken im Stadtgebiet von Napoli selbst. Von engen Gassen in den Quartieri Spagnoli bis zu großflächigen Wandgemälden in Soccavo, San Giovanni a Teduccio und an öffentlichen Orten wie der Cumana-Station Mostra. Wir zeigen die bedeutendsten Kunstwerke, ihre Hintergründe und wie man sie findet.

In einem zweiten Teil werfen wir dann einen Blick auf die Murales in den anliegenden Städten und Gemeinden, wo Maradona ebenso verehrt wird und seine Präsenz ebenfalls das Straßenbild prägt.

Jetzt aber starten wir im Herzen von Napoli, dort wo alles begann.

Egal wie alt du bist, in Napoli ehrst du Maradona. Denn Diego Armando Maradona ist mehr als ein Fußballspieler.
Er ist Mythos, Heiliger, eine Identität. Ein Star, der damals zur einer „grauen Maus“ der Serie A kam, die bis dato, nur zwei Pokalsiege (einen davon als Zweitligist) aufweisen konnte und versprach, dass er dafür sorgen würde, dass man gegen den Norden siegen würde. Er hat sein Versprechen gehalten!


Ein Teil von Napoli, tief eingebrannt in Herz und Straße.

Selbst Kinder und Jugendliche, die logischerweise nie die Möglichkeit hatten, ihn live spielen gesehen zu haben, kennen ihn wie einen Verwandten. Sie wachsen mit seinem Namen auf, mit Geschichten, Liedern und Bildern. In Napoli ist Diego omnipräsent. Nicht nur in den Herzen, sondern auf den Wänden, Mauern und Plätzen der Stadt.

Das berühmteste Murales, was im übrigen für großflächige Kunstwerke an Hausfassaden oder Mauern steht, e

rzählen seine Geschichte in unserem Trikot, oder manchmal mit dem der Albiceleste. Einige sind seit über 30 Jahren Teil des Stadtbilds. Doch eines von ihnen wurde nach seinem Tod im November 2020 zum weltweiten Symbol.

Das Maradona-Murales in den Quartieri Spagnoli (spanische Viertel).

Dieser Platz mit dem Artwork von Diego hat eine ganz besondere Gesichte.
Das berühmte Maradona-Murales entstand kurz nach dem legendären Meistertitel von Napoli 1989/90,

 initiiert von einem Anwohner namens Don Antonio, den alle nur „Bostik“ nannten. Ein Ultrà von einer sehr bekannten und denkwürdigen Gruppe der damaligen Fanbewegung Neapels. In Zusammenarbeit mit einem Freund namens Mario Filardi, beschlossen sie also, die Wand eines Mehrfamilienhauses in der Via De Deo zu „beschmücken“.
Es war kein offizielles Kunstprojekt, kein offizielles soziales Projekt der Stadt, nicht in Kooperation mit dem Verein oder Fanprojekt und zudem war es nicht autorisiert.
Die Nachbarschaft machte mit: Manche brachten Farbe, andere hielten schlicht die Eimer, wieder andere halfen indem sie für das leibliche Wohl sorgten.
Kleiner Sitefact: Ob der Bewohner der Wohnung mit dem übermalten Fenster jemals gefragt wurde, ob er nun Teil eines weltberühmten Kunstwerks sein will? Man weiß es nicht, aber man muss unweigerlich schmunzeln bei dem Gedanken.

Am Ende erschufen die Beiden „Künstler“ ein Kunstwerk, dass zugegeben nicht mit denen von beispielsweise Jorit( auf das wir später noch kommen) mithält und welches das Gesicht vom echten Diego kaum ähnelte. Es ging bei diesem Projekt aber auch nie um Äußerlichkeiten. Es ging um das, was er für die Menschen bedeutete. Das Bild trug etwas in sich, mit dem sich die Menschen in den Quartieri identifizieren konnten. Nämlich einer der kam, versprach und es einhielt.

Im Laufe der Jahre verlor das Murales nach und nach seinen Glanz. Die Farben verblassten, die Farbe blätterte von der Wand, und Stück für Stück schien auch die Magie zu schwinden. Das einst so farbig kraftvolle Artwork von Maradona wirkte beinahe vergessen und reduzierte sich auf eine bröckelnde Wand und ein paar parkende Autos davor. Irgendwie parallel zum sportlichen Abstieg des SSC Napoli.
Was einst ein Symbol war, wurde zum Schatten seiner selbst.

Doch ein, in den spanischen Vierteln ansässiger Schreiner, hatte genug von dem heruntergekommen „Graffiti“ und startete eine Kollekte im Viertel um Geld für Material und Farbe zu sammeln. So begannen die ersten Arbeiten der Restauration.
Ein Jahr später nahm sich dann der Argentinier Francisco Bosoletti, ein wahnsinnig talentierter und erfolgreicher Künstler, dem Murales an und konnte vor allem das Gesicht noch einmal qualitativer aufwerten.

Nachdem Tod von Diego, wurde „il largo Maradona“ eine Pilgerstätte. Wer heute dort steht, spürt diese besondere Energie. Auch wenn es im Zuge des wachsenden Tourismus am Murales eine Art Evolution in puncto Tourismus und Kommerz gegeben hat, den Spritzbars, eine Pizzeria zu Ehren Diegos und Verkaufsstände mit Fanartikeln, offiziell wie inoffiziell. Natürlich wurde auch kurz darauf, das San Paolo in Stadio Diego Armando Maradona umbenannt. Alle Infos rund um das Stadion findet Ihr hier: Anfahrt & Parken | Essen & Trinken am Stadion

Und doch bleibt, trotz aller Kommerzialisierung, eines unangetastet: Die tiefe, echte, grenzenlose Liebe einer Stadt zu ihrem Helden.
Ein Besuch lohnt sich auf alle Fälle:
Via Emanuele de Deo, 46, 80132 Napoli NA, Italien

Spektakuläres Murales von Jorit in San Giovanni a Teduccio

Seit 2017 prangt im Viertel San Giovanni a Teduccio, genauer gesagt in der Taverna del Ferro, ein monumentales Porträt von Diego Maradona an einer der Fassaden eines Hochhauses. Gestaltet wurde es. vom aus Quarto Flegreo stammenden, Street-Art-Künstler Jorit Agoch. Dieses Wandbild enthält die typischen „Kratzer“ im Gesicht, die Jorit als Markenzeichen, zu seinem unfassbaren Talent, nutzt.
Von der Qualität her, ohne Zweifel das Beste Murales von Diego. Zumindest was meinen Geschmack angeht.
Standort: https://maps.app.goo.gl/nADyj4wyX2u56a7q8

Rione Sanità im Zeichen von Diego

In den engen Gassen der Sanità findet Ihr einige Murales/Graffitis von Maradona. Hier verschmelzen Kunst und Alltagsleben auf beeindruckende Weise. Ideal um die Verbindung zwischen Fußballidol und sozialem Kontext zu verstehen. Auf der Piazza Miracoli befindet sich auf insgesamt 10 Metern Höhe, das Kunstwerk von Street-Artist Luciano Ranieri, welcher im Zuge des 3. Scudetto, dieses absolut wunderschöne Artwork erschaffen hat.

Das ist aber noch lange nicht alles was der Rione Sanità zu bieten hat. Zum einen gab sich der bekannte Graffiti und Street-Art Künstler RaffoArt 2020 die Ehre. In seinem üblichen Stil, mit markanten Gesichtszügen, hat Raffo sein Kunstwerkt mit Meerblick und Vesuv im Hintergrund, sein Kunstwerk veröffentlich und folgendermaßen kommentiert: „Mein ganz persönlicher Tribut an den Champion der Champions“.
Zum anderen übergab einer junger argentinischer Künstler Namens Matias der „Sanità“ ein tolles Geschenk in Form von Diego als Gladiator mit einem leichten Touch von Caravaggio.
Ich persönlich finde dieses Artwork einsame Spitze und man findet es an der Ecke Vico Lammatari/ Piazza Sanità.

Gegenüber findet man dann gleich die nächste Hommage an D10s.
Hier befindet sich die Kirche des Heiligen Vinzenz Ferrer, vom Volk „’o Munacone“ genannt. „’O Munacone“ ist neapolitanisch und bedeutet wörtlich „der große Mönch“. Der Ausdruck bezieht sich auf eine überlebensgroße Statue des Heiligen Vinzenz Ferrer. An einer der Wände der Kirche findet man das Murales der Gruppe Rione Sanità und einen jubelnden Diego.

Verlassen wir den Rione Sanità und gegen zur Piazza Mercato.

Hier finden wir das Werk von Street-Artist Filospray, der einmal Maradonas Gesicht in jungen Jahren mit dem Trikot der Boca Juniors dargestellt hat, dann von hinten mit der Nummer 10 im Trikot des SSC Napoli, während er den UEFA-Pokal in die Höhe hebt, sowie im Trikot der argentinischen Nationalmannschaft, in einer weitverbreiteten Szene, als er gerade das Tor des Jahrhunderts am erzielen war.

Standort: https://maps.app.goo.gl/FcmYUsbMshwFcagn7

Murales mit der Tochter in Soccavo

Im Viertel Soccavo, an der Außenwand des ehemaligen Trainingszentrums Centro Paradiso, hat der neapolitanische Street-Art-Künstler Mario Farina, bekannt unter dem Namen Castì, ein besonders berührendes Wandgemälde geschaffen. Innerhalb kürzester Zeit verbreitete sich das Bild über soziale Netzwerke in alle Welt, bis nach Argentinien.
Das besondere an diesem Kunstwerk ist, dass dieses Murales Maradona nicht als Fußballgott zeigt, sondern als Vater. Er sitzt in einem Trainingsanzug des damaligen SSC Napoli entspannt auf einem Fußball. Vor ihm seine kleine Tochter Dalma, die mit einer Blume in der Hand spielt und ihn lächelnd anschaut. Maradona blickt ruhig auf sie. Ein intimer, fast stiller Moment fernab des Trubels auf dem Spielfeld. Eine eher persönliche Seite unseres Idols. GÄNSEHAUT!
Standort: https://share.google/eudtrhOvshxFL2Sqo

Artwork an der Cumana Nähe Stadion

Wer mit der Cumana-Bahnlinie durch Napoli fährt, findet an der Station Mostra, welche seit Dezember „Mostra-Stadio Maradona“heißt,  das nächste Artwork von Diego, verewigt an der Wand des Bahnsteigs, in seiner typischen Siegerpose mit Napoli-Trikot am Körper und darüber eine Krone. Die Haltestelle bietet jede Menge Artworks von Napoli-Spielern wie zum Beispiel Hamsik Mertens oder

Eine Galerie der Legenden

Neben Maradona sind zahlreiche Persönlichkeiten aus der langen Geschichte des SSC Napoli abgebildet. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Darunter einer der ersten Trainer, William Garbutt, sowie einer der ersten großen Spieler, Antonio Vojak. Es folgen große Namen wie Bagni, Vinicio, Krol, Careca, Alemao, Carnevale, Sivori, Canè, Cavani, Hamsik, Koulibaly und Insigne.

Auch die bekanntesten Trainer des Vereins finden sich auf den Wänden: Bianchi, Bigon, Mazzarri, Sarri, Ancelotti und Gattuso. Ergänzt wird die Sammlung durch Vereinspräsident. Aurelio De Laurentiis. Ob Conte noch seinen Platz hier findet bleibt abzuwarten. Erstellt wurde dieses Street-Art von  Fabio Della Ratta und Domenico Olivieri.
Standort: http://Fabio Della Ratta e Domenico Olivieri+

Doppeltes Murales im Vico dei Maiorani

Unter einem Torbogen in der Vico dei Maiorani befinden sich zwei beeindruckende Maradona-Murales, die einander gegenüberliegen. Sie wurden 2023 von den mexikanischen Künstlern Maker Garcia und Hebs Art gestaltet. Auch die schmalen Gassen zwischen der Via San Biagio dei Librai und der Via dei Tribunali sind gute Orte, um Paste-ups und Stencils zu entdecken.

So, das war’s mit dem ersten Teil unserer Murales-Reihe. To be continued…